2020 ist nicht nur Beethoven-Jahr. Es wird auch der 250. Geburtstag des Dichters Friedrich Hölderlin gefeiert (20. März). Wer auf seinen Spuren wandeln will, kann nach Tübingen reisen – oder besser nach Nordrhein-Westfalen. Denn im beschaulichen Bad Driburg verbrachte der damals 25jährige Hölderlin nach eigenem Bekunden im Sommer 1796 die sechs glücklichsten Wochen seines Lebens. Angestellt beim Frankfurter Bankier Gontard, hatte der seine Gattin Susette und die vier Kinder samt dem neuen Hauslehrer Hölderlin zur Erholung dorthin geschickt. Durch „wilde, schöne Gegenden“ sei er in dieser Zeit gereist, schrieb der Dichter später, die Umgebung von Driburg sei ihm als heroisch, mythisch aufgeladene Landschaft erschienen. Ansonsten genoß Hölderlin das gesunde Heilwasser in dem Kurort mit ausgedehntem Park im Englischen Stil. Den hatte Caspar Heinrich von Sierstorpff 1781 anlegen lassen. Hier lustwandelte Hölderlin mit der von ihm verehrten Susette, die er in seinem Roman ‚Hyperion‘ als weibliche Idealgestalt ‚Diotima‘ idealisiert verewigte. An den Aufenthalt des Paares – die Amour fou fand kein Happy End – erinnert im Gräflichen Park heute eine verwunschene ‚Diotima‘-Insel. Dort blickt die Büste der Susette Gontard sehnsuchtvoll vis-à-vis über’s Wasser, in der Blickachse erhebt sich ein ausladender baumbestandener Hang, der Hölderlin-Hain. Jetzt im Frühling ein Fest für die Sinne, denn ein Meer von gelben Narzissen flutet die Wiesen. Inmitten ein Gedenkstein und ein metallener Scherenschnitt mit dem Profil des Dichters. Auch nach der Narzissen-Blüte sind Hölderlin-Hain und der gesamte 64-Ha-Park, einer der ältesten Kurparks in Deutschland, ganzjährig eine Reise wert.