Blühende Kleinode

 

entlang der Loire

Das Loiretal ist das grüne Herz Frankreichs. Es prunkt mit prachtvollen Schlössern und ebensolchen Gärten. Neben den Publikumsmagneten Villandry, Chenonceau und  Chambord locken viele andere Kleinode – eine lohnende Entdeckungstour voller Surprisen.

Die schönste Rose im privaten Park des Monsieur Herdhebaut ist eine pinkfarbene Bourbonrose mit dem poetischen Namen „Yolande D’Aragon“. Mit Stolz, profunder Kenntnis und einem exorbitanten Namensgedächtnis führt der Besitzer von „Grand Courtoiseau“, hauptberuflich Kunstgutachter, durch seine Anlage. Sechs Hektar umrunden ein elegantes Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert. Schon der Innenhof ist Romantik pur: weiße Tauben schwirren zwischen den Kletterrosen, 20 Maulbeerbäume thronen in Kübeln und spenden im Sommer köstlichen  Schatten. Am raschelnden Bambuswald vorbei geht es in den Park. Der ist als Reminiszenz an die Gründungszeit im spätbarocken Stil erbaut: verschiedene grüne Kabinette, durch hohe geometrische Buchshecken abgeteilt. Alles ist streng symmetrisch und doch voller Harmonie. Neben der Blumenpracht gibt es den Judasbaum mit seinen rosa Blüten,  zwei prachtvolle Sequioas, Gingkos, uralte Magnolienbäume und über der Terrassenseite des Hauses windet sich eine Glyzine in sanftestem „bleu morant“, ersterbendem Blau.
Warum in diesem Paradies, aus purer Passion entstanden, alles so üppig gedeiht, verrät der Hausherr gnädig: „Mein selbstgemachter Kompost!“
Auf so etwas wird 30 Autominuten weiter, im „Arboretum National Les Barres“ verzichtet. Hier lockt nicht  barocke Üppigkeit, sondern Natur fast pur. 1873 angelegt von der berühmten Samenhändler-Familie Vilmorin, beeindrucken heute in dem Areal 8 500 Bäume und 2 500 Arten aus allen Erdteilen – eine der reichsten dendrologischen Schatzkammern in Europa.
Von gewaltigen Bäumen zu schwimmenden Gärten ist es nur eine Stunde Richtung Süden. Direkt am Rande des malerischen Städtchens Bourges im Department Cher liegt ein großes Sumpfgebiet mit vielen Grünparzellen – die französische Variante des Schrebergartens. Viel eleganter ist im Stadtzentrum der öffentliche Park Prés-Fichaux, ein eleganter Garten im Art-deco-Stil, frisch restauriert.
Welch’ ein Kontrast zu diesem Bürgeridyll ist die nächste Station, Apremont-Sur-Allier ( Region Berry). Da hat sich ein Adliger seinen Traum vom Paradies verwirklicht und aus dem Vollen geschöpft. Hoch über dem Flüsschen Allier liegt das Märchenschloss, zu seinen Füßen ein pittoreskes Dörfchen. Beides gehörte Gilles de Brissac, der nach England-Reisen passionierter Parkomane wurde. Ab 1970 verwandelte er 5 Hektar in einen Park voller Liebreiz und Überraschungen. Auf dem großen Teich leuchtet ein türkisfarbener orientalischer Pavillon, vis-à-vis prangt eine asiatisch angehauchte lachsrote Brücke, das Belvedere auf dem Hügel mutet klassizistisch an. Von sublimer Eleganz  sind die Beete im weißen Garten, ein süß duftender Farbenrausch ist der Gang durch die mit Rosen und Glyzinen bewachsene Pergola. Heute hütet Brissacs Schwester, eine berühmte Schriftstellerin, das Erbe ihres Bruders. Keine leichte Aufgabe, rund 25 000 Besucher wollen sich jeden Sommer verzaubern lassen.
Kleiner, intimer, aber nicht weniger entzückend ist weiter südlich die Anlage von Ainay-le-Vieil. Das mittelalterliche festungsartige Schlösschen wirkt wie eine Filmkulisse. Eine Trouvaille sind die Obstgärten mit  ruhmreicher Vergangenheit. Jean La Quintinie, Hofgärtner Ludwig XIV., legte sie quasi als Probe für sein späteres Meisterwerk, den Potager du Roi in Versailles, an. Heute sind sie originalgetreu rekonstruiert und zeigen die hohe Kunst des Spalierobstbaus. Pyramidenförmige Apfelbäume, Birnen als Girlanden in Hüfthöhe, Kirschbäume in terrassenförmigen Pirouetten – originell, ästhetisch, bewunders- und nachahmenswert! Voller Anmut ist der Barockgarten mit  einem Broderieparterre aus Kies und Buchs, im üppigen Rosengarten betören alte Sorten Auge und Nase.
Wer die Kunst des Spalierbaus auf höchstem Niveau sehen will, muss nach Maisonnais in die „Priorei Notre-Dame-d’Orsans“. Dort hat der Architekt Patrice Taravella ein Gesamtkunstwerk geschaffen, in dem er eine verfallene Abtei kunstvoll wachküsste und einen mittelalterlichen Klostergarten wiederauferstehen ließ. Kräuter, Gemüse, Wein und Obst sind ebenso praktisch wie prachtvoll präsentiert. Ein sinnlicher Lehrgarten, eine Luxusklause, in der man mit den Erträgen des Gartens köstlich bewirtet wird, der Chef kocht persönlich und exquisit! Und zu allem Glück kann man in dieser Oase nächtigen – kein TV, dafür tirillieren die Nachtigallen.

Zum Finale passt das Gartenfestival von Chaumont-sur-Loire, Frankreichs frech-frische Antwort auf Englands Chelsea-Flower-Show. In einem spektakulär über der Loire liegenden Park (mit Schloss aus dem 19. Jahrhundert) sind über Monate lang dreißig wechselnde Schaugärten angelegt. Dieses Jahr demonstrieren unter dem Motto „Gärten: Körper & Seele“ internationale Gartenkünstler, das Gärten die beste Wellness-Oase überhaupt sind (bis 17.Oktober).

Jardins du Grand Courtoiseau, 45220 Trigueres, Tel. 0033-6-80 24 10 83
www.chateauxcountry.com

Arboretum National Des Barres, 45 290 Nogent, Tel. 0033-2-38 97 62 21
www.arboretumdesbarres.com

18150 Apremont-sur-Allier, Tel. 0033-2-48 77 55 06
www.apremont-sur-allier.com

18200 Ainay-le-Vieil, Tel. 0033-02-48 63 50 03
www.chateau.ainaylevieil.free.fr

Prieuré Notre-Dame d’Orsan, 18170 Maisonnais
www.prieuredorsan.com

41150 Chaumont-sur-Loire, Tel. 0033-2- 54 20 99 22
www.chaumont-jardin.com

Generelle Infos:
www.franceguide.com
www.atout-france.com